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Die Grundlagen der astronomischen Zeitmessung

Sonnenjahr - Sternenjahr - Sternentag

Gedicht: Zeit verlangsamen

Das Sonnenjahr

Seit Nikolaus Kopernikus und spätestens seit Galileo Galilei wissen wir, dass nicht die Erde, sondern die Sonne Mittelpunkt unseres Sternensystems ist und sich die Erde um die Sonne bewegt. Doch die von den frühen Kulturen berechneten Zeitabschnitte wie Sonnentag und Sonnenjahr, Sterntag und Sternjahr verlieren durch diese Wende in der Weltsicht, also durch das heliozentrische Weltbild, nicht ihre Gültigkeit. Ob sich die Sonne um die Erde dreht oder umgekehrt – dies bleibt relativ, und die Bewegungen zueinander verändern sich nicht.

Ein natürliches Sonnenjahr, also die Zeit, in welcher die Erde auf ihrem Kreislauf um die Sonne in den selben Meridian zurückkehrt, dauert 365 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten, 47,4 Sekunden; das sind 365,2422 Tage.

 

Das Sternjahr

Nehmen wir nicht die Sonne, sondern einen fernen Fixstern zum Maßstab, so erhalten wir das Sternjahr.

Ein Sternjahr, also die Zeit, bis die Erde wieder genau unter diesem Stern ankommt, hat eine Länge von 365 Tagen, 6 Stunden, 9 Minuten, 11 Sekunden = 365,2564 Tage. In der Astronomie verwendet man für Zeitberechnungen den Sterntag.

Blauer Planet im Sonnensystem

 

Der Sterntag

Ein Sterntag ist die Zeit, welche die Erde braucht, um bei einer einmaligen Umdrehung um ihre Achse wieder genau unter demselben Stern zu stehen. Der Sterntag hat eine Länge von 23 Stunden, 56 Minuten, 3,5 Sekunden. Er ist also etwas kürzer als der Sonnentag mit seinen 24 Stunden. Das bedeutet, dass alle Fixsterne täglich fast vier Minuten früher aufgehen bzw. untergehen.

Die Erde bewegt sich auf ihrer Bahn um die Sonne mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. Nehmen wir die Sonne als Bezugspunkt, so ist dies auffällig – in bezug auf die in unendlicher Ferne liegenden Fixsterne sind diese Unterschiede gering und fallen nicht ins Gewicht. Der Sterntag ist somit das präziseste Zeitmaß der Astronomie.

 

Geschwindigkeit verlangsamen

Wie die Erde sich dreht,
mit 1670 Stundenkilometern
um ihre Achse!
Kann ich da Halt bewahren?

Ich entsinne mich,
wie ich als Kind auf dem Jahrmarkt
auf einer sich drehenden Platte stand,
mich um die eigene Achse bewegte.
Nein, ich konnte den Halt nicht bewahren,
Und wie ich torkelte, fiel, rutschte!

Mit welcher Geschwindigkeit
die Erde um die Sonne rast!
30 Kilometer pro Sekunde legt sie zurück.
Wie kann ich da die Orientierung behalten?

Ich sehe das Kettenkarussell vor mir,
in dem ich als Kind so gerne im Kreise flog.
Wir versuchten uns etwas zuzurufen,
oder gar die Hand einer Freundin zu fassen,
die neben uns flog, oft vergeblich.

Noch schwerer ist es,
bei der rasanten Fahrt dieser Welt
einen freundlichen Blick zu werfen und zu erhaschen,
eine Hand zu reichen und zu greifen,
ein freundliches Wort zuzurufen und zu hören.

Kettenkarussell

Schneller als jedes Karussell
bewegt sich diese Welt.
In der nächsten Sekunde
sind wir mit ihr
schon 30 Kilometer
weiter auf ihrer Bahn.

Als Kind, auf dem Karussell,
haben wir Übung darin bekommen,
die Geschwindigkeit
in Gedanken zu verlangsamen.
Bei rasender Geschwindigkeit,
haben sich unsere Blicke getroffen,
unsere Hände erreicht,
als ständen wir still.

Wie ein Karussell ist diese Welt
immer schneller rast die Zeit.
Und doch kann man es schaffen,
sich Blicke zuzuwerfen,
Hände zu reichen,
Worte zu sagen,
die Zeit anzuhalten,
die Welt stillstehen zu lassen.

Der Ruf,
ich liebe dich,
kann noch gelingen.

Wir haben alles das geübt,
bei einer Geschwindigkeit,
die uns Angst und Freude machte,
als wir noch Kinder waren.

Bilder: pixabay Guillaume Preat (Blauer Planet) / VonSinnen (Kettenkarusell)